Sylvaner

Der Sylvaner, auch als Grüner Sylvaner oder Rhin bekannt, hat eine reiche Geschichte und eine vielfältige Verbreitung in verschiedenen Weinregionen.

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Sylvaner
Die Vielfalt der Namen

Die Anzahl der Synonyme ist häufig ein Hinweis für die frühere Verbreitung einer Rebsorte. Dass der Sylvaner gerade in Deutschland die grösste Namenvielfalt aufweist, ist darum kaum Zufall. Etliche Bezeichnungen sind indessen in den letzten Jahrzehnten wieder aus dem Sprachgebrauch verschwunden.

Die häufigsten Synonyme sind heute: (Grüner) Silvaner, Franken, Österreicher, Frankenriesling und Grünfränkisch. ln der Schweiz hört man Gros Rhin und Johannisberger, in Österreich Grüner Zierfandl und Fliegentraube. In Frankreich schliesslich findet man die Sorte unter der Bezeichnung Silvain vert, gelegentlich auch unter Gentil vert, Picardon blanc, Gamay blanc oder Clozier.

Traube im Schatten des Zeitgeistes

Die weltweiten Verkaufsschlager heissen derzeit Cabernet-Sauvignon und Chardonnay. Die Nachfrage ist so gross, dass Winzer und Produzenten ihre liebe Mühe haben, diese begehrten Tropfen in genügender Menge herzustellen. Gerade umgekehrt ist es bei der Sylvaner-Traube: sie ist vielerorts «out», die Weinverkäufe stagnieren, und die Rebflächen schrumpfen. Das war nicht immer so. Im wichtigsten Anbaugebiet, in Deutschland, war der Sylvaner noch vor 25 Jahren die am meist verbreitete Rebsorte.

Und in der Schweiz empfahl man ihn im Wallis zur gleichen Zeit für Neuanpflanzungen. Seither hat sich das Blatt allerdings gewendet. In beiden Ländern ist die Traube mittlerweile im Rückgang begriffen. Die nachlassende Beliebtheit mag mit dem eher neutralen und wenig ausgeprägten Weincharakter zusammenhängen. Ein Sylvaner hat zwar mehr Säure und Aroma als ein Chasselas, aber doch weniger als ein Riesling. In guten Jahren und an besten Standorten können aber kräftige, harmonische und dezent blumig duftende Gewächse gedeihen.

Nicht nur Kleider, auch Weinsorten unterliegen der Mode.

Winterfrostanfällig und fruchtbar

Übersteht der frostempfindliche Sylvaner Winter und Frühling ohne Schaden, erbringt er dank seiner Blühfestigkeit regelmässig einen hohen Ertrag. Vorausgesetzt, er wird von Pilzkrankheiten verschont. Insbesondere gegenüber dem Echten, aber auch dem Falschen Mehltau und der Graufäule erweist er sich als wenig widerstandsfähig. Anfällig ist er zudem auf Chlorose, eine Mangelkrankheit, die vor allem auf nassen, verdichteten Böden auftritt und die Blätter frühzeitig vergilben lässt.

Da die Sorte mittelspät - rund zwei Wochen nach dem Chasselas - reift, kann man ihr keine ungünstigen Lagen zumuten. Besonders gut bekommen ihr mineralreiche, schiefrige Böden, die sich leicht erwärmen, deren Steine die Tageswärme speichern und nachts abgeben. /p>

Die «Wald-Rebe»

Wie bei andern Sorten liegt der wahre Ursprung des Sylvaners im Dunkeln. Früher vermutete man die Verwandtschaft zu einer von Plinius erwähnten römischen Sorte. Heute neigen die Fachleute eher dazu, seine Wurzeln an den Ufern der Donau zu suchen. Danach soll er sich aus einer dort heimischen Wildrebe entwickelt haben. Als Hauptgrund wird dabei sein Name angeführt, der von den Begriffen «silva» (lat. = Wald) bzw. Transsylvanien, einer Landschaft in Rumänien, stammen soll. Die im Rheingau gelegentlich noch verwendete Bezeichnung Österreicher weist auf die Herkunft aus Österreich hin.

Am meisten Beachtung hat der Sylvaner in Deutschland gefunden. Bereits im 17. Jahrhundert wurde er in Franken, danach auch in anderen Gebieten angepflanzt. Seine besten Tage erlebte er in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, als er den qualitativ minderwertigeren Elbling verdrängte und zur wichtigsten Rebsorte aufstieg. Trocken ausgebauter Frankenwein, mehrheitlich Sylvaner, hat sich als «Steinwein», einen Namen gemacht, obschon diese Bezeichnung ursprünglich den Weinen der Einzellage «Stein» im Nordwesten Würzburgs vorbehalten war.

Kurt Tucholsky hat dem Steinwein in seiner Erzählung» Das Wirtshaus im Spessart» ein Paar schöne ZeiIen gewidmet: «Der Wirt hatte einen 17er auf dem Fass, der war hell und zart wie Frühsommer. Man wurde ganz gerührt; schade, dass man einen Wein nicht streicheln kann.»

Seit den 60er Jahren wird der Sylvaner vom früher reifenden und noch ertragreicheren Riesling x Sylvaner (Müller-Thurgau) konkurrenziert. Mit rund 5000 ha weist Deutschland allerdings nach wie vor die grösste Sylvaner-Anbaufläche der Welt auf.

Seit langem ist die Traube auch im Elsass bekannt, wo sie seit Jahren ihre Stellung mit 1500 ha halten kann.

Traditionellerweise dominiert ihr Anbau im Bas-Rhin. In der Schweiz wurde der Sylvaner erst im vergangenen Jahrhundert eingeführt. Offenbar stammten die Setzlinge aus dem Rheingebiet, wird doch die Sorte in der Westschweiz «Gros Rhin» genannt. Sie wird praktisch ausschliesslich im Wallis angebaut. Der daraus gekelterte Wein heisst «Johannisberg», was wiederum an den Rheingau und dessen berühmtes «Schloss Johannisberg» erinnert (der aber heute nur noch aus Riesling-Trauben gekeltert wird.) In andern Weinbauländern hat der Sylvaner eine untergeordnete Bedeutung. Man trifft ihn zwar in Österreich, Italien, Rumänien und weiteren osteuropäischen Ländern an, doch wird er meistens als Verschnittwein benutzt. Auch in Kalifornien und Australien wird er zu diesem Zweck in kleinen Mengen angebaut.

Die äussere Erscheinung

Der Sylvaner hat eine flaumigweisse, rosa geränderte Triebspitze. Der Trieb selbst ist hellgrün, gerippt und engknotig. Mit zunehmender Verholzung erhält er eine hellbraune Färbung und dunkle Streifen.

Die jungen Blätter erscheinen spinnwebig behaart und gelblich. Ausgewachsen sind sie grünglänzend, glatt, teils blasig, wellig und schwach dreilappig. Der typischen Kreisform wegen spricht man auch etwa von Rundblatt. Die Stielbucht ist V-förmig, nur wenig offen, mitunter geschlossen und überlappt. Die Unterseite des Blattes ist kahl, der Rand breit gezähnt. Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind die kleinen, fein entwickelten Ranken.

Wie bei allen europäischen Edelreben sind die Blüten zwittrig, befruchten sich also selbst.

Aus den kleinen Gescheinen wachsen mittelgrosse, meist walzenförmige oder nur leicht konische Trauben. Auch die Beeren sind von mittlerer Grösse und normalerweise rund. Bei dichtem Stand werden sie etwas flachgedrückt. Ihre dicke Schale ist grün und mit braunen Punkten gesprenkelt. Bei überreife nehmen sie einen goldgelben Ton an. Das saftige Fruchtfleisch schmeckt neutral und leicht säuerlich.

Verschnittwein und Beerenauslesen

Man geht nur ausnahmsweise fehl mit einem Sylvaner-Wein: Er mag zwar geschmacklich als neutral erscheinen, wirkt aber in der Regel ausgeglichen und harmonisch. Er wird darum auch gern als Verschnittwein verwendet. in Deutschland etwa mischt man ihn mit den bouquetreichen Sorten Riesling, Scheurebe oder Morio- Muskat. In der Schweiz verhilft er nicht selten einem leichtgewichtigen Chasselas zu etwas mehr Körper. Üblicherweise wird er aber sortenrein gekeltert.

In Deutschland findet man den Sylvaner in allen Qualitäten von Tafel- bis zum Prädikatswein.

Da aber die besten Reblagen vielerorts dem höher bewerteten Riesling vorbehalten bleiben, erreicht er die Stufe einer Auslese, das heisst mindestens 95 Grad Öchsle, eher selten. Doch wer jemals eine Silvaner-Beerenauslese (mindestens 125 Grad Öchsle) verkostet hat, weiss, welch eindrucksvollen Weine diese Rebsorte hervorbringen kann. Das beweisen auch die Gewächse aus dem Wallis. Normalerweise wird dort aus den Trauben ein trockener, kräftiger Wein gewonnen. Überreif geerntet, vermögen sie aber einen einzigartig extraktreichen, süsslich-vollen Tropfen herzugeben, der seinesgleichen sucht.

Auch der Elsässer Sylvaner hat einen guten Ruf; er ist leicht und würzig. Bisweilen wird er mit andern Sorten zu Zwicker oder Edelzwicker verschnitten.